Im Zug der Corona-Pandemie und der dadurch bedingten Phasen des Distanzunterrichts erlebten Schulen deutschlandweit einen enormen Entwicklungsschub in Richtung Digitalisierung. Sowohl die technische Ausstattung wie auch die Kompetenzen der Schüler*innen und Lehrkräfte verbesserten sich erheblich. Diese Entwicklung nicht nur passiv mitzuerleben, sondern auch theoretisch zu reflektieren und die sinnvollen und nutzbringenden Aspekte weiter auszubauen, war das Anliegen von Silke Naujoks und Regina Schmid, die im Juni 2022 im Rahmen der Erasmus Leitaktion 1 zur Personalmobilität im europäischen Bildungs- und Erziehungssektor einen Kurs zum Thema „Technology and Media in Education“ im azoreanischen Angra de Heroismo besuchten.

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Der Kurs brachte knapp zehn Lehrkräfte aus Deutschland, Portugal, Estland, Ungarn, Finnland und Kroatien in der Escola Secundária Jerónimo Emiliano de Andrade zusammen, um gemeinsam den didaktisch sinnvollen Einsatz digitaler und sozialer Medien im Unterrichtsalltag auszuloten. Die internationale Zusammensetzung der Teilnehmenden ermöglichte dabei einen Austausch über die Landesgrenzen hinweg und einen profunden Einblick in andere Lern- und Lehrkulturen.

Der erste Kurstag stand ganz im Zeichen der Foto- und Filmtechnik als Basisinstrument visueller Unterrichtsgestaltung. Der ortsansässige Fotograf Mike Maciel vermittelte den Kursteilnehmenden Besonderheiten des digitalen Storytelling und dessen schulische Einsatzmöglichkeiten.

Die Vor- und Nachteile von Lernapps und Social Media Plattformen standen im Mittelpunkt der nächsten zwei Workshoptage. Dabei ging es zunächst auch hier um eine theoretische Betrachung dieser Lehr- und Lerninstrumente. Die bereits im Vorfeld empfohlene einführende Lektüre zur Medienerziehung erwies sich als hilfreiche Grundlage und Ergänzung. Diese theoretische Einführung bereitete den praktischen Teil vor, in dem in Kleingruppen Apps für verschiedene Bereiche des Unterrichts (Classroom Management, Lehren und Lernen, Leistungsmessung, Feedback) erprobt wurden. Als Hauptprobleme wurden die Rechtsunsicherheit in Bezug auf die schulische Verwendung, die mangelnde Integrationsfähigkeit in andere Plattformen und die fast immer nach einer gewissen Latenzzeit einsetzende Kostenpflichtigkeit identifiziert. Sie erschweren eine langfristige und nachhaltige Einbindung. Die engen finanziellen und rechtlichen Rahmenvorgaben, mit der staatliche Lehrkräfte in der Regel konfrontiert sind, die aber weder Schülern noch Eltern oft ausreichend bewusst sind, wirken also auch hier als Hemmschuh für an sich sehr begrüßenswerte Entwicklungen im Bildung- und Erziehungssektor.

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Dennoch ist der Einsatz von Lernapps keineswegs unmöglich: Dort, wo keine Anmeldung einzelner Lernender notwendig ist bzw. die Entscheidung über die Vorteile der Registrierung ausreichend kommuniziert und dann von allen Eltern befürwortet wird oder die Verwendung in den häuslichen Bereich zur Wiederholung und Vertiefung ausgelagert wird, bieten sie eine attraktive Möglichkeit, den Unterricht individualisierter, schülernäher und moderner zu gestalten.

In der Abschlusssequenz des Lehrgangs ging es darum, digitale Medien für bereits bestehende oder neu geplante Schüleraustausch- und internationale Lernprojekte nutzbar zu machen und existierende Kollaborationsplattformen wie E-Twinning und das School Education Gateway kennenzulernen und auszuprobieren. Den Kopf voller neuer Ideen und frisch motiviert wurde schließlich der Rückflug angetreten.

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Der erste Praxistext für die neuen Projektideen wird nicht lange auf sich warten lassen: Bereits im Herbst 2022 werden die digitalen Kollaborationstools im Rahmen des Hogauer Austauschs mit unserer Partnerschule im irischen Banagher ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen müssen!