Ethik

EthikInfolge der überaus starken Einbindung affektiver Lernziele gelten für den Ethikunterricht im Unterschied zu anderen Fächern eigene Prinzipien, die hier schlagwortartig in zehn Punkten zusammengefasst werden:

  1. Ethik ist Prinzip des Ethikunterrichts, d.h. im Ethikunterricht wird nicht nur über Werte und Normen geredet, sondern auch im Unterricht gemeinsam verwirklicht. Dieser kann so auch die Chance bieten, neue für richtig erkannte Einstellungen und Haltungen zu erproben.
  2. Der Ethikunterricht versucht, dem Schüler Unterstützung und Orientierung bei der Lebensgestaltung zu geben.
  3. Erzieherisches Wirken hat Vorrang vor reiner kognitiver Wissensvermittlung. Wissen ist die Grundlage für die Wertung des eigenen Verhaltens.
  4. Der Ethikunterricht zeigt alternative Standpunkte, Einstellungen und Wertungen als Fundament für eine eigene Entscheidung auf, auch als Schutz vor Ideologien und Manipulation.
  5. Der Unterricht baut vor allem auf den Erfahrungen der Schüler auf. Deren Verhalten sollte als Grundlage für die weitere Unterrichtsgestaltung berücksichtigt werden.
  6. Offenheit und gegenseitiges Vertrauen sollen den Unterricht prägen.
  7. Toleranz gegenüber Andersdenkenden ist selbstverständlich.
  8. Selbsttätigkeit und Aktivierung der Schüler müssen im Vordergrund stehen.
  9. Der Ethikunterricht ist besonders erfolgreich, wenn er flexibel gestaltet wird, d.h. wenn er die Erfahrungen der Schüler, ihr Wissen, ihre Interessen und die aktuellen und örtlichen Gegebenheiten berücksichtigt.
  10. Der Unterrichtsstil kann nur sozial-integrativ und demokratisch sein. Ein lebendiges Unterrichtsgespräch mit der Entwicklung von Werten sollte im Vordergrund stehen.

StD Gerd Ripperger
Fachbetreuer für Ethik

Corona: Alles Humbug - oder doch nicht?!

Das Gymnasium Hohenschwangau lud zur Klärung fachlicher Fragen einen Intensivmediziner in den Online-Unterricht ein: Oberarzt Dr. Matthias Baumgärtel vom Klinikum Nord in Nürnberg war zu Gast im Ethikunterricht der Schule.Corona Arzt

Donnerstagnachmittag, 13.20 Uhr. Die Schüler und Schülerinnen eines Ethikkurses der elften Jahrgangsstufe loggen sich wie jede Woche in das Distanz-Meeting ein. Doch diesmal gibt es einen weiteren Teilnehmer. Oberarzt Dr. Matthias Baumgärtel vom Klinikum Nürnberg Nord ist auch dabei, um vor dem Hintergrund seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Intensivmediziner aus dem klinischen Alltag in Zeiten der Pandemie zu berichten, fachliche Fragen zu klären und gemeinsam mit den Kursteilnehmer*innen Fragen, die aus der aktuellen Situation erwachsen, zu diskutieren.

Hintergrund der Aktion war ein vorausgegangenes Kurzprojekt, im Rahmen dessen sich die Lernenden mit philosophisch-ethischen Implikationen der Corona-Krise auseinandersetzten. Dabei kam ans Licht, dass eine enorme Unsicherheit in Bezug auf den Wahrheitsgehalt medialer Produkte herrscht. Kurzerhand lud die Kursleitung (Fr. Schmid) einen in einem kontrovers diskutierten Artikel zitierten Arzt ein, der dabei helfen sollte, zur Meinungsbildung der Schüler und Schülerinnen beizutragen.

Dankenswerterweise nahm sich Dr. Baumgärtel spontan mehr als zwei Stunden Zeit, um sowohl die vorab gesammelten als auch neu aufkommenden Fragen des Kurses zu beantworten. Die in den letzten Monaten vollzogene Digitalisierung des Unterrichtsgeschehens machte dies problemlos möglich.

Unaufgeregt, fachlich fundiert und auch für Laien verständlich erläuterte der Mediziner den wissenschaftlichen Hintergrund mancher Maßnahmen und räumte mit einigen gängigen Fehlurteilen auf, die bezüglich der Pandemie im Volk grassieren - etwa dass Klinikärzte einen Bonus für einen „Corona“-Stempel auf dem Totenschein bekämen, Corona-Fälle vermeintlich doppelt und dreifach gemeldet würden oder dass ausschließlich Über-80-Jährige an der Krankheit verstürben. Für viele neu und überraschend war auch die Information, dass ein Drittel der intensivpflichtigen Patienten auf Corona-Stationen keiner der bekannten Risikogruppen angehören. Gleichzeitig distanzierte der Arzt sich allerdings von alarmistischen Positionen und ermutigte seine Zuhörer und Zuhörerinnen vielmehr, diesen sehr wichtigen Moment in der Seuchenbekämpfung mit gemeinsamen Kräften und dem nötigen Maß an Gelassenheit durchzustehen.

Am Ende der informativen und bewegenden Sitzung nahm er den Kurs sogar virtuell per Ipad auf die Intensivstation mit, um einen Einblick in den pflegerischen Alltag zu vermitteln: Die enorme Zusatzbelastung, der das medizinische Personal seit über einem Jahr ausgesetzt ist, wurde allein durch die langwierigen Schutzprotokolle, die vor dem Betreten der Station zu durchlaufen sind, offensichtlich. Auf der Station selbst herrschte – von Piepsen der Überwachungsinstrumente abgesehen – bedrückende Stille. Vor allem der schwerstkranke 40-jährige Patient an der Herz-Lungen-Maschine wird sicherlich vielen noch lange im Gedächtnis bleiben und hoffentlich dazu beitragen, die für alle sehr belastenden und schwierigen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung noch eine Weile solidarisch mitzutragen, bis eine umfassende Durchimpfung der Gesellschaft den Menschen wieder ausreichend Schutz bietet, um zumindest ein Stück weit wieder in die Normalität zurückzukehren.

StRin Regina Schmid